Mehrdimensionaler Kalender
Eines der auffälligsten Merkmale des hinduistischen Kalendersystems ist seine Kompliziertheit. Er bietet eine mehrdimensionale Methode zur Strukturierung der Zeit, indem er Informationen über Mondtage, Sonnentage, Mondmonate, Sonnenmonate, die Bewegungen der Sonne und des Mondes in Bezug auf die Sternkonstellationen und andere astronomisch definierte Zeitspannen kombiniert. Das macht den Hindu-Kalender weitaus komplexer als den westlichen Kalender, der auf nur zwei grundlegenden Zeiteinheiten aufbaut: Sonnentagen und Sonnenjahren.
Um die Dinge noch komplizierter zu machen, gibt es nicht nur einen einzigen Hindu-Kalender. Jedes Land und jede Region verwendet seine eigene Variante des alten Systems. Der Indische Nationalkalender oder Saka-Kalender, der offizielle standardisierte Kalender Indiens seit 1957, stellt nur eine von vielen Varianten des Hindu-Kalenders dar. Dennoch gibt es einige Merkmale, die allen oder den meisten Varianten gemeinsam sind. Diese werden im Folgenden vorgestellt.
Feiertage und Feste in Indien
12 Mondmonate…
Monate im Hindu-Kalender
Lunare Monate | Solare (bürgerliche) Monate |
---|---|
Chaitra | Mīna |
Vaisakha | Meṣa |
Jyeshtha | Vṛṣabha |
Ashadha | Mithuna |
Shraavana | Karkaṭa |
Bhadra | Siṃha |
Ashvin | Kanyā |
Kartik | Tulā |
Agahana | Vṛścika |
Pausha | Dhanu |
Magha | Makara |
Phalguna | Kumbha |
Der hinduistische Kalender verwendet ein Lunisolarsystem, Das bedeutet, dass er die scheinbaren Bewegungen des Mondes und der Sonne, von der Erde aus gesehen, in Betracht zieht. Er basiert hauptsächlich auf der Länge eines synodischen Mondmonats. Jeder der 12 Mondmonate im Kalender umfasst die Zeit, die der Mond braucht, um die Erde im Verhältnis zur Sonne zu umkreisen.
Jeder Mondmonat ist in 30 Mondtage unterteilt. Diese sind wiederum in zwei Vierzehntage mit jeweils 15 Tagen unterteilt: ein „heller“ Vierzehntag, der die zunehmende Hälfte der Mondphasen umfasst, und ein „dunkler“ Vierzehntag mit abnehmendem Mond.
In den meisten Gebieten im Norden Indiens beginnt der Monat mit dem Vollmond, während die meisten Menschen im Süden Indiens die Tage des Monats von einem Neumond zum nächsten zählen.
…und 12 Sonnenmonate
Zur gleichen Zeit folgt der Hindu-Kalender den Sonnenmonaten, die durch die Tierkreiszeichen definiert und nach ihnen benannt sind, die die Sonne von der Erde aus gesehen während verschiedener Teile des Jahres durchläuft. Während die Mondmonate üblicherweise verwendet werden, um religiöse Feiertage und Rituale zu bestimmen, dient die solare Zeitrechnung in der Regel als Grundlage für zivile Zwecke, so dass die Sonnenmonate auch als zivile Monate bezeichnet werden.
Wann beginnt das Jahr?
In den meisten Regionen beginnt das Jahr am Neumond, bevor die Sonne in das Tierkreiszeichen Widder (Meṣa) eintritt. Dies geschieht am oder um den Tag der März-Tagundnachtgleiche, die den Frühlingsbeginn in der nördlichen Hemisphäre markiert.
Zusätzliche oder wegfallende Monate
Da 12 Mondmonate im Durchschnitt nur 354,367 Tage betragen, wird etwa alle drei Jahre ein Schaltmonat hinzugefügt. Dadurch wird der Kalender mit der Länge eines siderischen Jahres synchronisiert, das ist die Zeit, die die Erde braucht, um die Sonne im Verhältnis zu den Fixsternen zu umkreisen. Ein durchschnittliches siderisches Jahr dauert etwa 365,256 Tage.
Ein Monat kann entweder hinzugefügt oder weggelassen werden. Ein Zwischenmonat, Adhik Maas oder Purushottam Maas genannt, wird hinzugefügt, wenn ein Mondmonat beginnt und endet, bevor die Sonne in ein neues Tierkreiszeichen übergegangen ist. In dem seltenen Fall, dass die Sonne im Laufe eines Mondmonats ein ganzes Tierkreiszeichen durchläuft, wird der Monat aus dem Kalender entfernt. Wenn dies geschieht, wird ein anderer Monat an anderer Stelle im Jahr wiederholt, so dass das Jahr immer 12 oder 13 Monate hat.
Gemeinsame Jahre im Gregorianischen Kalender
Schaltjahre im Gregorianischen Kalender
Mondtage und Sonnentage
Die indische Zeitrechnung wendet einen ähnlichen Korrekturmechanismus an, um Mondtage und Sonnentage synchron zu halten. Sie definiert einen Mondtag als die Zeitspanne, in der sich der Mond um 12° im Verhältnis zur Sonne bewegt – ein 30stel der 360°, die er während eines synodischen Mondmonats durchläuft. Ein solarer oder ziviler Tag wird durch den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs definiert.
Beginnt und endet ein lunarer Tag im Laufe eines solaren Tages, wird im Kalender ein Tag ausgelassen, so dass das Datum z.B. vom 5. auf den 7. des Monats springen kann. Umfasst ein Mondtag hingegen zwei Sonnenaufgänge, wird die Tagesnummer wiederholt. In diesem Fall erhalten zwei aufeinanderfolgende Tage die gleiche Nummer.
Wie genau sind die verschiedenen Kalendersysteme?
Nakshatra, Yoga und Karaṇa
Der Hindu-Kalender berücksichtigt auch verschiedene andere astronomische Zeitspannen:
- Nakshatra: Auch Mondhäuser genannt, sind Nakshatras Teile der Mondbahn um die Erde, die jeweils 13° 20′ messen. Sie stammen aus der hinduistischen Astrologie.
- Yoga: Die Yogas sind Teile der kombinierten Längengrade von Sonne und Mond, die jeweils 13° 20′ messen. Jedes Yoga wird mit bestimmten menschlichen Eigenschaften, Gottheiten oder anderen mythologischen Figuren assoziiert, und jeder Sonnentag ist mit dem Yoga verbunden, das bei Sonnenaufgang erreicht wird.
- Karaṇa: Ein Karaṇa umfasst einen halben Mondtag. Wie bei den Yogas ist jedes Karaṇa mit bestimmten Qualitäten verbunden, und jeder Sonnentag wird mit dem Karaṇa assoziiert, das bei Sonnenaufgang aktiv ist.
Hindu-Festkalender
Die Daten vieler, aber nicht aller, hinduistischer Feiertage werden nach dem Lunisolarkalender bestimmt. In den meisten Fällen fallen die Feste mit dem Vollmond oder dem Neumond zusammen, oder sie werden am Tag nach der Mondphase gefeiert. Zu den Feiertagen, die auf dem Hindu-Kalender basieren, gehören Maha Shivaratri, Holi, Guru Purnima, Ganesh Chaturthi und Diwali.
Obwohl ein Feiertag in der Regel in allen Regionen auf den gleichen Tag fällt, kann sein Datum im Kalender variieren, je nachdem welche Variante des Hindu-Kalenders verwendet wird. Zum Beispiel kann ein Feiertag in Regionen, in denen die Monate am Tag des Vollmonds beginnen, auf den Vollmond am Monatsanfang fallen. In Regionen, die die Neumond-Variante des Hindu-Kalenders verwenden, fällt derselbe Tag jedoch auf den Vollmond in der Mitte des Vormonats.
Geschichte und Hintergrund
Der Hindu-Kalender wurde in alten Zeiten von verschiedenen Gelehrten auf dem indischen Subkontinent entwickelt. Die frühesten Erwähnungen der hinduistischen Zeitrechnung finden sich in den Veden, einem Korpus heiliger Texte des Hinduismus, von denen einige auf etwa 1200 v. Chr. zurückgehen.
Kalender für Indien (Gregorianisch)