Die Mandeln (Waldeyer’s Ring)

Die Mandeln sind Ansammlungen von lymphatischem Gewebe, die sich im Rachen befinden. Sie bilden zusammen eine ringförmige Anordnung, die als Waldeyer’scher Ring bekannt ist:

  • Rachenmandel
  • Röhrenmandeln (x2)
  • Palatinalmandeln (x2)
  • Lingualmandel

Die Mandeln werden als schleimhautassoziiertes lymphatisches Gewebe (MALT) klassifiziert und enthalten daher T-Zellen, B-Zellen und Makrophagen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Infektionsbekämpfung – die erste Verteidigungslinie gegen Erreger, die durch den Nasen-Rachen-Raum oder den Oropharynx eindringen.

In diesem Artikel werden wir uns die Anatomie der Tonsillen ansehen – ihre Lage, ihre Blutversorgung und alle klinischen Korrelationen.

Abb. 1 – Die vier Tonsillen, die den Waldeyer-Ring bilden.

Linguale Tonsille

Die linguale Tonsille bezeichnet zahlreiche lymphatische Knoten, die sich in der Submukosa des hinteren Drittels der Zunge befinden.

Diese Tonsille ist für das unregelmäßige Aussehen der hinteren Zungenoberfläche verantwortlich. und bildet den unteren Teil des Waldeyerschen Rings.

Wie der Rest der Zunge ist auch die Zungenmandel von einem geschichteten, nicht verhornten Plattenepithel bedeckt.

Blutversorgung und Innervation

Die arterielle Versorgung der Zungenmandel erfolgt größtenteils über die Arteria lingualis, mit Beiträgen des tonsillären Astes der Arteria facialis und der Arteria pharyngealis ascendens.

Der dorsale linguale Ast der Vena lingualis übernimmt die venöse Drainage.

Die Innervation erfolgt durch den Nervus glossopharyngeus.

Lymphdrainage

Lymphflüssigkeit aus der Lingualtonsille drainiert in die jugulodigastrischen und tiefen zervikalen Lymphknoten.

Abb. 2 – Die Lingual- und Gaumenmandeln.

Rachenmandel

Die Rachenmandel bezeichnet eine Ansammlung von lymphatischem Gewebe innerhalb der Schleimhaut des Nasopharynxdaches. Wenn sie vergrößert ist, wird die Rachenmandel auch als Adenoide bezeichnet.

Sie befindet sich in der Mittellinie des Nasenrachenraums und bildet den oberen Aspekt des Waldeyerschen Rings.

Die epitheliale Bedeckung der Rachenmandel ist ziliendes pseudostratifiziertes Epithel.

Blutversorgung und Innervation

Die Rachenmandel wird von mehreren Gefäßen arteriell versorgt:

  • Aufsteigende Gaumenarterie
  • Aufsteigende Rachenarterie (Arteria carotis externa)
  • Pharyngealast der Arteria maxillaris
  • Arterie des Canalis pterygoideus
  • Basisphenoid Arterie
  • Tonsillarast der Arteria facialis

Der venöse Abfluss erfolgt über zahlreiche kleine Venen, die den Musculus constrictor superior durchstoßen und in den Plexus pharyngeus münden.

Die Rachenmandel erhält Nervenfasern von den Hirnnerven Vagus und Glossopharyngeus.

Lymphatische Drainage

Lymphatische Flüssigkeit aus der Rachenmandel entwässert in die retropharyngealen Knoten (die sich in die tiefe Halskette entleeren) und direkt in die tiefen Halsknoten im Parapharyngealraum.

Röhrenmandeln

Die Röhrenmandeln beziehen sich auf lymphatisches Gewebe um die Öffnung der Eustachischen Röhre in der Seitenwand des Nasenrachenraums. Sie bilden den lateralen Aspekt des Waldeyerschen Rings.

Die epitheliale Bedeckung der Tubenmandeln ist ziliendes pseudostratifiziertes Epithel.

Blutversorgung und Innervation

Die neurovaskuläre Versorgung ist ähnlich wie bei anderen Strukturen im Nasopharynx. Die arterielle Versorgung erfolgt hauptsächlich über die Arteria pharyngea ascendens und die venöse Drainage zum Plexus pharyngeus.

Die Innervation erfolgt über den Nervus maxillaris und den Nervus glossopharyngeus.

Lymphdrainage

Die retropharyngealen und die tiefen zervikalen Lymphknoten drainieren die Tonsillen.

Gaumenmandeln

Die Gaumenmandeln werden umgangssprachlich als „die Tonsillen“ bezeichnet.

Sie befinden sich im Tonsillenbett der seitlichen Oropharynxwand – zwischen dem Palatoglossalbogen (anterior) und dem Palatopharyngealbogen (posterior). Sie bilden den lateralen Teil des Waldeyerschen Rings.

Jede Tonsille hat eine freie mediale Oberfläche, die in den Pharynx hineinragt. Die laterale Oberfläche ist von einer fibrösen Kapsel bedeckt und wird durch lockeres areoläres Bindegewebe vom oberen Teil des Tonsillenbettes getrennt.

Sie sind von einem geschichteten, nicht verhornten Plattenepithel bedeckt.

Abb. 3 – Lage der Gaumenmandel im Oropharynx

Blutversorgung und Innervation

Die arterielle Versorgung der Tonsille erfolgt über den tonsillären Ast der Arteria facialis. Sie durchstößt den Musculus constrictor superior und erreicht die Gaumenmandel.

Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena palatinae externa (mündet in die Vena facialis) und zahlreiche kleinere Gefäße, die in den Plexus pharyngeus entwässern.

Die Gaumenmandeln werden vom Nervus maxillaris und Nervus glossopharyngeus innerviert.

Lymphabfluss

Die Gaumenmandeln drainieren in die jugulodigastrischen und oberen tiefen Halslymphknoten.

Klinische Relevanz: Tonsillitis

Die Tonsillitis bezeichnet eine Entzündung der Gaumenmandeln. Sie wird in der Regel durch eine virale Infektion verursacht, wobei bakterielle Ursachen etwa 1/3 der Fälle ausmachen.

Die Tonsillitis präsentiert sich mit schwierigem oder schmerzhaftem Schlucken – oft mit Pyrexie und/oder Mundgeruch. Bei der Untersuchung erscheinen die Tonsillen erythematös und geschwollen mit Anzeichen von eitrigem Exsudat und Lymphadenopathie.

Eine Komplikation der bakteriellen Tonsillitis ist ein Peritonsillarabszess (Quinsy); eine Eiteransammlung im Peritonsillarraum. Alle Quinsies erfordern eine Drainage. Hierfür gibt es zwei Techniken:

  • Nadelaspiration nach örtlicher Betäubung.
  • Inzision und Drainage, mit weiterer Öffnung durch Verwendung einer Magill-Zange.

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