Doktor der Naturwissenschaften

Österreich, Deutschland und die Schweiz

In Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz sind die gebräuchlichsten Doktorgrade in den Naturwissenschaften die folgenden:

  • Dr. rer. nat: Doctor rerum naturalium, wörtlich „Doktor der Dinge der Natur“
  • Dr. rer. medic.: Doctor rerum medicarum, Doktor der medizinischen Wissenschaften
  • Dr. sc. nat.: Doktor der Naturwissenschaften, Doktor der Naturwissenschaften
  • Dr sc. ETH: Doktor der Naturwissenschaften ETH, Doktor der Naturwissenschaften, verliehen von der ETH Zürich, Schweiz
  • Dr phil. nat: Doctor philosophiae naturalis, nur von der Goethe-Universität Frankfurt anstelle von Dr. rer. nat verwendet; Doktor der Naturwissenschaften, verliehen von Schweizer Universitäten.
  • Dr.-Ing.: Doktor der Ingenieurwissenschaften, wird von deutschen Universitäten in den Bereichen Technik und Ingenieurwesen verliehen.
  • Dr mont.: Doctor rerum montanarum, verliehen von der Montanuniversität Leoben anstelle von Dr. techn.
  • Dr. techn: Doctor technicae, verliehen von den österreichischen technischen Universitäten.

In diesen Ländern gibt es einige verwandte Doktorgrade mit sehr ähnlichen Namen, dies sind die:

  • Dr sc. agr: Doctor scientiarum agrariarum, Doktor der Agrarwissenschaften
  • Dr sc. hum: Doctor scientiarum humanarum, Doktor der humanistischen Wissenschaften
  • Dr sc. inf: Doctor scientiarum informaticarum, Doktor der Informatikwissenschaften
  • Dr sc. inf.med.: Doctor scientiarum informaticarum medicæ, Doctor of Science in Medical Informatics
  • Dr sc. inf.biomed.: Doctor scientiarum informaticarum biomedicæ, Doctor of Science in Biomedical Informatics
  • Dr sc. math.: Doctor scientiarum mathematicarum, Doktor der Mathematik
  • Dr scient. med.: Doctor scientiæ medicæ, Doktor der medizinischen Wissenschaften
  • Dr sc. mus.: Doctor scientiae musicae, Doktor der Musikwissenschaft
  • Dr sc. oec.: Doctor scientiarum oeconomicarum, Doktor der Wirtschaftswissenschaften
  • Dr sc. pol.: Doctor scientiarum politicarum, Doktor der Politikwissenschaften
  • Dr rer. pol.: Doctor rerum politicarum, Doktor der Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre oder Politikwissenschaft
  • Dr sc. soc.: Doctor scientiae socialis, Doktor der Sozialwissenschaften

Alle diese Doktorgrade sind gleichwertig mit dem Ph.D. oder Sc.D. des amerikanischen Systems. Bis zur deutschen Wiedervereinigung vergaben die Universitäten in Ostdeutschland auch den Dr.Sc. Der ostdeutsche Dr.Sc. war jedoch nicht gleichwertig mit dem Ph.D., da er als Ersatz für die deutsche Habilitation eingeführt wurde und somit dieser höherwertigen Qualifikation gleichgestellt war. Nach der Wiedervereinigung wurde die Habilitation an den ostdeutschen Universitäten wieder eingeführt.

Das Habilitationsverfahren ist in der Regel Voraussetzung für die Verleihung der „venia docendi“, die zur Lehrtätigkeit an Universitäten berechtigt (Privatdozent, für Männer, bzw. Privatdozentin, für Frauen). Der akademische Grad nach erfolgreicher Habilitation ist z.B. Dr. rer.nat. habil., indem man dem zuvor erhaltenen Doktorgrad den Zusatz „habil.“ hinzufügt.

In der Schweiz ist der Dr. sc. ein Doktorgrad, der nur von den beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen (EPFL und ETHZ), der Universität Freiburg und dem Departement Informatik der Universität Zürich verliehen wird. Der Schweizer Dr. sc. ist, wie der D.Sc. in den USA, dem PhD gleichwertig. Er wird mit der Zustimmung eines Komitees auf der Basis von originärer Forschung, Publikationen und umfangreichen angewandten Fachbeiträgen erworben und wird in naturwissenschaftlichen und technischen Doktorandenprogrammen verliehen. Seit 2004 ist der Dr. sc. der einzige Doktorgrad, der von der ETH Zürich verliehen wird. Die École polytechnique fédérale de Lausanne verleiht den Grad Docteur ès sciences, abgekürzt Dr ès sc. und ins Englische übersetzt als PhD.

PolenEdit

In Polen ist „Doktor der Wissenschaften“ oder „Habilitation“ (doktor habilitowany oder dr hab. in polnischer Sprache) ist ein höherer Grad als der Ph.D. und wird für wesentliche Leistungen in Lehre, Forschung und Dienstleistung nach dem Erwerb des Ph.D.-Grades verliehen (in der Regel bis zu 8 Jahre nach dem Ph.D.). Er ist sehr ähnlich zu den entsprechenden Habilitationsgraden in Deutschland und Österreich. Es ist auch sehr ähnlich (in Bezug auf die Anforderungen) zu Associate Professor mit Tenure.

Der höchste wissenschaftliche Grad in Polen ist die „Professur“ oder „ordentlicher Professor“ (tytuł naukowy profesora, profesor tytularny), die ein wissenschaftlicher Titel Professor genannt wird. „Habilitation“ ist seit vielen Jahren eine zwingende Voraussetzung, um sich in Polen auf eine ordentliche Professur zu bewerben.

Vereinigtes Königreich, Irland, Indien, Pakistan und das Commonwealth

In Irland, dem Vereinigten Königreich und den Ländern des Commonwealth, wie z. B. Indien (am Indian Institute of Technology, Bombay), ist der Grad des Doctor of Science (DSc oder ScD) einer der höheren Doktorgrade. An einigen älteren Universitäten hat er typischerweise Vorrang vor der Göttlichkeit, den Rechtswissenschaften oder dem Zivilrecht, der Medizin und den Literaturwissenschaften sowie vor der Musik. Der Grad wird an ein Mitglied der Universität verliehen, das nachweislich eine international anerkannte wissenschaftliche Leistung erbracht hat. Ein Kandidat für den Grad wird in der Regel aufgefordert, eine Auswahl seiner Publikationen dem Vorstand der entsprechenden Fakultät vorzulegen, der dann entscheidet, ob der Kandidat diese Auszeichnung verdient. Die Verleihung oder Erlangung eines regulären Doktorgrades ist in keiner Weise Voraussetzung für die Erlangung des DSc, da es z.B. in den Wissenschaften vorkommen kann, dass ein Wissenschaftler, der viel publiziert, einen DSc erhält, ohne jemals einen Doktorgrad erworben zu haben.

Die erste Universität, die eine Person zu diesem Grad zuließ, war die University of London im Jahr 1860. Maria Gordon (geb. Ogilvie) war 1893 die erste Frau, die diesen Grad erhielt.

In früheren Zeiten wurde der Doktortitel in der Wissenschaft als eine größere Auszeichnung angesehen als ein Lehrstuhl und daher wurde ein Professor, der auch ein D.Sc. war, als Doktor bezeichnet. Der Doktor der Wissenschaften kann auch als Ehrentitel verliehen werden, also an Personen, die sich auf einem bestimmten Gebiet besonders verdient gemacht haben, und nicht für besondere wissenschaftliche Leistungen. Es ist üblich, dies durch den Zusatz D.Sc. h.c. (für honoris causa) zu kennzeichnen.

Andere Länder der Europäischen UnionEditieren

In der Tschechischen Republik und der Slowakei ist der 1953 eingeführte „Doctor of Sciences“ (DrSc. hinter dem Namen) gleichbedeutend mit dem Grad eines Doktors der Wissenschaften in dem Sinne, in dem der D.Sc. im Commonwealth verwendet wird. Es ist die höchste akademische Qualifikation, die sich von den Titeln Ph.D. und PhDr. unterscheidet. In der Tschechischen Republik wird der DrSc. seit 2001 nicht mehr verliehen; stattdessen wird seit 2006 ein „Doctor of Sciences“-Titel (DSc. hinter dem Namen) verliehen, nicht von den Universitäten, sondern von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, meist für Forschungen im Bereich der Natur- oder Formalwissenschaften. In der Slowakei wird der „Doctor of Sciences“ (Dr.Sc.) von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften verliehen.

In Ungarn wird der „Doctor of Sciences“ (D.Sc.) von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften verliehen.

In Finnland werden die meisten Doktorgrade, die in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft verliehen werden, im Englischen als D.Sc. bezeichnet, mit einem Suffix, das das Studienfach angibt. Es gibt jedoch keine Übersetzung des Begriffs Doctor of Science ins Finnische. Die korrekte Übersetzung für den Doktortitel in Technik (tekniikan tohtori) wäre beispielsweise D.Sc. (Tech.), während ein Doktortitel in Volks- und Betriebswirtschaft (kauppatieteiden tohtori) mit D.Sc. (Econ.) übersetzt werden würde. Wenn man sich auf Englisch unterhält oder schreibt, kann die Vorsilbe Dr verwendet werden, um einen Inhaber eines in Finnland verliehenen Doktorgrades anzusprechen. Die Abschlüsse sind äquivalent zu filosofian tohtori (FT, englisch: PhD), aber FT wird normalerweise nur in allgemeinen Wissenschaften vergeben, nicht in Spezialisierungen wie Ingenieurwesen, Wirtschaft oder Medizin.

In Frankreich war der Doktor der Wissenschaften (doctorat ès sciences, auch doctorat d’État genannt) ein höherer Doktorgrad im Bereich der experimentellen und Naturwissenschaften, der 1984 durch die Habilitation abgelöst wurde.

In Dänemark ist der Dr. scient. ein höherer Doktorgrad.

In Bulgarien ist der PhD die höchste Bildungsstufe und der erste wissenschaftliche Grad. Doctor of Science ist der zweite und höchste wissenschaftliche Grad.

andere europäische LänderEdit

Im ehemaligen Jugoslawien (Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Slowenien, Nordmazedonien) wird der Titel doktor nauka oder doktor znanosti (wörtlich „Doktor der Wissenschaft“) in einem viel weiteren Sinne als D.Sc. verwendet, Er bezieht sich einfach auf ein akademisches Fachgebiet – von Kunstgeschichte (doktor znanosti/nauka povijesti umjetnosti), Philosophie (doktor znanosti/nauka filozofije) und Literaturwissenschaft (doktor znanosti/nauka književnosti) bis hin zu harten Wissenschaften wie Molekularbiologie (doktor znanosti/nauka molekularne biologije). Er wird daher formal als Ph.D.-Abschluss anerkannt.

Seit 2016 ist in der Ukraine der „Doctor of Philosophy“ (PhD, ukrainisch: Доктор філософії) die höchste Bildungsstufe und der erste wissenschaftliche Abschluss. „Doktor der Wissenschaften“ (DSc. Ukrainisch: Доктор наук) ist der zweite und höchste wissenschaftliche Grad, der in Anerkennung eines wesentlichen Beitrags zur wissenschaftlichen Erkenntnis, Entstehung neuer Richtungen und Visionen in der Wissenschaft verliehen wird. In der Ukraine ist der Doktortitel Voraussetzung für die Leitung einer Universitätsabteilung.

In Weißrussland ist der „Doktor der Wissenschaften“ (D.Sc., weißrussisch: Доктар навук) der höchste Bildungsgrad, der auf den Doktortitel folgt. Er wird von der Höheren Attestationskommission unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik Belarus verliehen.

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