Neoabsolutismus, 1841-59
In den ersten 10 Jahren seiner Herrschaft, der Ära des sogenannten Neoabsolutismus, führte der Kaiser – unterstützt von so hervorragenden Beratern wie Felix, Fürst zu Schwarzenberg (bis 1852), Leo, Graf von Thun und Hohenstein, und Alexander, Freiherr von Bach, ein sehr persönliches Regime, indem er sowohl bei der Formulierung der Außenpolitik als auch bei den strategischen Entscheidungen der Zeit die Hand aufhielt. Gemeinsam mit Schwarzenberg, der 1848 Ministerpräsident und Außenminister geworden war, machte sich Franz Joseph daran, sein Reich in Ordnung zu bringen.
Außenpolitisch erreichte Schwarzenberg eine starke Position für Österreich; insbesondere mit der Punzierung von Olmütz (November 1850), in der Preußen die Vormachtstellung Österreichs in Deutschland anerkannte. Innenpolitisch jedoch riefen Schwarzenbergs harte Herrschaft und der Aufbau eines intoleranten Polizeiapparates eine latente Aufstandsstimmung hervor. Diese Stimmung wurde nach 1851 bedrohlicher, als die Regierung das 1849 unter dem Druck der revolutionären Unruhen gegebene Versprechen einer Verfassung zurücknahm. Diese Rücknahme hatte lange Nachwirkungen und führte zu einem dauerhaften Misstrauen der Liberalen gegenüber der Herrschaft Franz Josephs. 1853 kam es zu einem Attentat auf den Kaiser in Wien und zu einem Aufstand in Mailand.
Nach dem Tod Schwarzenbergs (1852) verzichtete Franz Joseph darauf, ihn als Premierminister abzulösen und beteiligte sich selbst stärker an der Politik. Die verfehlte Politik Österreichs während des Krimkrieges ging zu einem großen Teil auf den Kaiser zurück, der hin- und hergerissen war zwischen der Dankbarkeit gegenüber Russland für dessen Hilfe bei der Niederschlagung eines Aufstandes in Ungarn 1849 und dem Vorteil, den die Monarchie aus der Parteinahme für Großbritannien und Frankreich ziehen konnte. Die Mobilisierung eines Teils der österreichischen Armee in Galizien an der Grenze zu Russland erwies sich im Nachhinein als schwerer Fehler. Sie verschaffte Österreich keine Freunde bei den Westmächten, büßte aber beträchtliches Wohlwollen ein, das Zar Nikolaus I. zuvor für Franz Joseph gehegt hatte.
Der Neo-Absolutismus führte im Inland zu einem mit hochkompetenten Fachleuten besetzten Staatsdienst, der den hohen Ansprüchen des Kaisers zu genügen versuchte, dessen Grenzen aber 1859/60 bei der Bewältigung der komplexen Finanzprobleme des Reiches immer deutlicher zutage traten. Die Ausgaben für die Armee mussten 1859 gekürzt werden, als eine Reihe von unglücklichen Kriegen begann, die Österreichs militärisches Ansehen schwer erschütterten. Außerdem erwies sich das Polizeiregime auf Dauer als unpraktikabel. So traf die Regierung kritische militärische Entscheidungen vor dem Hintergrund vieler ungelöster Probleme im Bereich der Finanzen und der inneren Angelegenheiten. Für viele dieser Entscheidungen, insbesondere für den unglücklichen Ausgang des Krieges von 1859 gegen das Königreich Sardinien und das Kaiserreich Frankreich, war der Kaiser verantwortlich. Nachdem er Österreich zum Krieg provoziert hatte, plante Camillo Benso, conte di Cavour, der Premierminister von Sardinien, die französische Armee einzusetzen, um Österreich aus Italien zu vertreiben. Als sich der kaiserliche Oberbefehlshaber als unfähig erwies, übernahm Franz Joseph selbst den Oberbefehl, konnte aber die Niederlage von Solferino (24. Juni 1859) nicht verhindern. Verärgert über die Forderung Preußens, als Bedingung für sein Eingreifen an der Seite des Kaisers die österreichische Armee unter preußisches Kommando zu stellen, schloss Franz Joseph im Juli 1859 eilig den Frieden von Villafranca, in dem die Lombardei an Sardinien abgetreten wurde. Unbeeindruckt von diesem Vergleich betrieb Franz Joseph eine Außenpolitik, die einen Waffengang mit Italien und Preußen vorbereitete, durch den er für Österreich die frühere Stellung in Deutschland und Italien wiederzuerlangen hoffte, wie sie 1814/15 von Metternich begründet worden war.